Digitale Unfallanalyse oder der „gläserne Fahrer“

Die Auswertung von EDR-Daten bei schweren Verkehrsunfällen

Bei schweren Verkehrsunfällen ist die Klärung des genauen Hergangs oft eine Herausforderung. Moderne Fahrzeuge verfügen jedoch über Ereignisdatenspeicher (Event-Data-Recorder, kurz EDR), die detaillierte technische Daten aufzeichnen und so zur Unfallrekonstruktion beitragen. Doch welche Daten lassen sich aus einem EDR auslesen, wie verlässlich sind sie – und welche Rolle spielen sie in Ihrem Verfahren?

Als Fachanwalt für Verkehrsrecht und Strafrecht mit beinahe 20 Jahren Berufserfahrung unterstütze ich Sie dabei, diese komplexen Daten gezielt in Ihre Verteidigungsstrategie einzubinden. Im Folgenden erfahren Sie, wie die EDR-Datenanalyse funktioniert, welche Daten erfasst werden und wie diese in der Verteidigung genutzt werden können.

Welche Informationen speichert der EDR?

Der EDR beginnt etwa drei bis fünf Sekunden vor einem Zusammenstoß, wichtige Fahrzeugdaten zu erfassen, und zeichnet sie auch während des Unfalls auf. Diese Aufzeichnung ist ausreichend lang, um ein genaues Bild des Verkehrsunfalls mit den weiteren Beweisen zu zeichnen. Diese Daten können für die Unfallrekonstruktion entscheidend sein:

Geschwindigkeit und Gaspedalstellung: Der EDR dokumentiert die Geschwindigkeit und das Gaspedalverhalten unmittelbar vor dem Aufprall. Diese Informationen sind entscheidend, um die Geschwindigkeit und das Fahrverhalten einzuordnen. Es spielt auch bei dem Tatbestand des illegalen Kraftfahrzeugrennen eine maßgebliche Rolle. Gaspedalstellungen von 110% deuten eindeutig auf den Tatbestand des §315d StGB hin.

Bremsverhalten und Bremskraft: Der Zeitpunkt und die Stärke der Bremsbetätigung werden aufgezeichnet, ebenso wie die Verzögerung des Fahrzeugs. So lassen sich Reaktionsmuster und mögliche Ablenkungen nachvollziehen.

Lenkbewegungen: Die erfassten Lenkbewegungen zeigen, ob der Fahrer versucht hat, einem Hindernis auszuweichen.

Sicherheitsgurtstatus: Der Status der Sicherheitsgurte gibt Auskunft darüber, ob Fahrer und Beifahrer angeschnallt waren. Dies ist oft relevant für Verletzungsursachen und die Schuldfrage.

Airbag-Auslösung: Auch der genaue Zeitpunkt der Airbag-Auslösung wird dokumentiert, was wertvolle Hinweise auf die Schwere des Aufpralls und die Aufprallsituation liefern kann.

Wie wird die EDR-Datenanalyse in der Verteidigung genutzt?

Die durch den EDR erfassten Daten können wichtige Einblicke bieten, doch sie sind nicht immer eindeutig und bedürfen einer genauen Interpretation. Wesentliche Fragen in der Verteidigung sind:

Sind die EDR-Daten vollständig und unverfälscht? Bei der Nutzung von EDR-Daten ist die Datenintegrität von zentraler Bedeutung. Technische Fehler oder unvollständige Daten können zu einer falschen Darstellung des Unfallgeschehens führen. Daher müssen die Daten stets im Kontext betrachtet und, falls nötig, kritisch hinterfragt werden.

Entspricht das Fahrverhalten dem aufgezeichneten Bild? EDR-Daten allein können das Fahrverhalten nicht immer abschließend klären. Eine abrupte Lenkbewegung kann z. B. auf ein Ausweichmanöver hinweisen und muss nicht zwangsläufig ein Fehlverhalten des Fahrers bedeuten.

Sind alternative Unfallursachen möglich? Der EDR erfasst nur Fahrzeugdaten, nicht aber äußere Bedingungen wie Sichtverhältnisse oder die Straßenbeschaffenheit. In Kombination mit Zeugenaussagen oder einem Unfallgutachten lassen sich alternative Unfallursachen herausarbeiten, die den Mandanten entlasten können.

Wie EDR-Daten in der Verteidigung eingesetzt werden

In einem kürzlich betreuten Fall wurde mein Mandant beschuldigt, durch überhöhte Geschwindigkeit einen schweren Unfall mit einem Überschlag verursacht zu haben. Die EDR-Daten deuteten auf eine Geschwindigkeitsüberschreitung vor dem Aufprall hin. Durch eine detaillierte Analyse der Daten sowie die Einbeziehung eines Sachverständigen konnten jedoch die schwierigen Straßenverhältnisse und Sichtbedingungen als mögliche Unfallursachen berücksichtigt werden. So gelang es, darzulegen, dass die Geschwindigkeit zwar ein Faktor, aber keineswegs die alleinige Ursache für den Unfall war. Das Bremsverhalten unmittelbar vor dem Unfall spielte in der Verhandlung eine wichtige Rolle und half, das Geschehen umfassend zu rekonstruieren. Am Ende erfolgte eine Einstellung des Verfahrens am Amtsgericht und die Übergabe des sichergestellten Führerscheins an den Mandanten.

Warum ist eine spezialisierte Verteidigung bei EDR-Daten wichtig?

EDR-Daten können für die Ermittlungsbehörden ein mächtiges Werkzeug sein, gleichzeitig aber auch die Verteidigung entscheidend stärken – sofern die Daten richtig interpretiert werden. Die Auswertung erfordert Erfahrung und tiefgehende Kenntnisse der technischen und rechtlichen Aspekte. Als Fachanwalt für Verkehrsrecht und Strafrecht verfüge ich über die nötige Expertise, um die Daten sorgfältig zu analysieren und in eine maßgeschneiderte Verteidigungsstrategie einzubetten. Bei Bedarf arbeite ich auch mit externen Sachverständigen zusammen, um eine umfassende Aufklärung des Unfallhergangs sicherzustellen – insbesondere in Fällen von fahrlässiger Tötung und schweren Unfällen mit weitreichenden Konsequenzen.

Haben Sie Fragen zur Auswertung von EDR-Daten oder zu Ihrem Verkehrsstrafverfahren? Ich stehe Ihnen mit umfassender Beratung und einer gezielten Verteidigung zur Seite. Vereinbaren Sie gerne eine kostenlose Ersteinschätzung unter der Telefonnummer: 0201/310 460 0 oder schreiben Sie mir direkt eine E-Mail an mail@rechtsanwalt-scharrmann.de. Sie erhalten eine unverbindliche Rückmeldung und erste Einschätzung zu Ihrem Fall.

Besuchen Sie meine Website für weitere Informationen unter: 222-stgb.de oder lm-strafrecht.de.